KONFLIKTSTRATEGIEN

Es kommt immer mal wieder vor, dass Sie mit einem Mitarbeiter ein Konfliktgespräch führen müssen oder es in Ihrem Team zu Reibereien und Konflikten kommt. Das kostet Sie bzw. Ihr Team oft mehr Energie als inhaltliche Arbeit. Eine gute Streitkultur erleichtert die Kooperation.

 

Folgende Situation: Ein neuer Mitarbeiter, den Sie vor zwei Wochen eingestellt haben, kommt jeden Morgen eine viertel Stunde zu spät – wie reagieren Sie?

  1. Ich zitiere ihn nach wenigen Tagen zu mir und mache ihm unmissverständlich klar, dass ich schlechte Selbstorganisation nicht dulden werde.
  2. Ich frage ihn, ob es Probleme bei der Anfahrt gibt und bitte ihn bei der Gelegenheit um einen pünktlichen Arbeitsbeginn.
  3. Ich ärgere mich, sage aber nichts. Schließlich will ich nicht als pingeliger Chef gelten.
  4. Ich sage zunächst nichts, führe aber Buch über seine Verspätungen. Beim Jahresend-Gespräch kann ich die Liste dann aus der Schublade ziehen.

Je nach Antwort, die Sie auswählen, können Sie herauslesen, wozu Sie bei Konflikten neigen:

  1. Die Terminator-Attitüde (explodieren): Mit dieser temperamentvollen Reaktion demonstrieren Sie, wer hier der Meinung nach recht hat. Ihren Gesprächspartner werden Sie so fast immer auf dem falschen Fuß erwischen – ein Konflikt ist vorprogrammiert.
  2. Die Klärung (sachlich sagen, was ihnen nicht gefällt): Sie schaffen eine Atmosphäre, in der Sie jegliche Kontroverse ganz in Ruhe austragen können, ohne dass sich Ihr Gegenüber angegriffen fühlt.
  3. Das harmoniebedürftige Verzeihen (nachgeben, um des lieben Friedens willen). Sie vertreten den Standpunkt, dass man auch mal „Dinge unter den Teppich kehren kann“ und nicht immer seinen Kopf durchsetzen muss.
  4. Das Rückzahlen (stilles Rächen): Sie widersetzen sich nicht unmittelbar, sondern warten auf eine gute Gelegenheit, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen (z.B. zum Jahresgespräch). 

Ich glaube, ich brauche nicht weiter darauf einzugehen, welche Vorgehensweise die größte Wahrscheinlichkeit aufweist, dass Sie auch zukünftig mit Ihrem Mitarbeiter harmonisch zusammenarbeiten werden (Anmerkung: Antwort b 😉).

 

Was spricht nun gegen Antwort 3? Eigentlich könnte das „unter den Teppich kehren“ funktionieren und sogar positiv sein, wenn es im Sinne von „die Fünf wirklich gerade sein lassen“ geschähe. Im vorliegenden Fall könnten Sie die Rolle des Mitarbeiters anders bewerten: „Der Mitarbeiter ist zwar kein echter Teamplayer und kommt zwar häufig eine viertel Stunde zu spät, bleibt aber dafür immer eine halbe Stunde länger und kann somit späte Kundenanfragen noch am selben Arbeitstag abarbeiten.“

 

Leider geschieht allerdings häufig etwas anderes: Sie sammeln eine sog. Rabattmarke, wie Sie es aus dem Einzelhandel vielleicht kennen. Hier wird allerdings keine Marke geklebt, sondern geschluckt – und zwar Ärger. Und zwar solange, bis das Heft irgendwann voll ist und dann werden alle Marken in einem Abwasch eingelöst – womit Sie dann wieder bei Antwort a) oder d) wären. Ganz ehrlich: keine gute Strategie!

 

Wie können Sie nunmehr das Konfliktgespräch sachlich führen? Ich erinnere hierzu gerne an mein Führungsseminar, zweiter Tag Nachmittag: kritisieren, fordern bitten, loben.

 

Die besten Chancen, Konflikte zu einem guten Ende zu bringen, bestehen in der sogenannten Ich-Botschaft, die aus der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg stammt.

 

Zum Beispiel: „Ich habe beobachtet, dass Du in den letzten beiden Wochen 6x eine viertel Stunde zu spät erschienen bist (Fakten). In unserer Firma beginnen wir um 8:30 Uhr mit der Arbeit und ich nehme im Team deswegen bereits eine eine schlechte Stimmung wahr (Erläuterung). Ich ärgere mich über Dein Verhalten, da ich Dich im Einstellungsgespräch explizit auf den Arbeitsbeginn hingewiesen habe (Selbstauskunft). Bitte achte zukünftig darauf, dass Du pünktlich zur Arbeit erscheinst (zukünftiges Verhaltensmuster). Wie siehst Du das (Nachfrage)?“

 

Mit der Ich-Botschaft und der Nachfrage lassen Sie Ihrem Mitarbeiter Raum, seine Sicht der Dinge darzustellen. Und ggf. erhalten Sie eine Erklärung, mit der Sie nicht gerechnet haben und es gilt, vorschnelle Bewertungen so weit als möglich zu vermeiden. Lassen Sie also bitte auch die Moralkeule im Schrank und vermeiden das Wörtchen ‚man‘, was gerne eingesetzt wird, um der eigenen Aussage Autorität zu verleihen (z.B. „hier fängt man um 8:30 Uhr an zu arbeiten.“). Der Angesprochene fühlt sich ggf. herabgewürdigt und reagiert im schlimmsten Fall aggressiv.


Ich bin zuversichtlich, dass es mit Hilfe der Tipps in diesem Blogbeitrag nicht zu einem noch tieferen Konflikt kommen wird und dass Sie zeitnah den Konflikt lösen werden.

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