FIT FÜR VERÄNDERUNGEN: SO NUTZEN UNTERNEHMER KOLLEKTIVES WISSEN

Das Bild des Unternehmers, der als „Lonesome Cowboy“ als einziger alles weiß und den richtigen Weg kennt, hat längst ausgedient. Natürlich muss die Unternehmerin oder der Unternehmer weiterhin letztlich alleine die Entscheidungen treffen. Schließlich geht es nun mal um das eigene Geld. Längst ist der Satz “Sharing is Caring” angesichts einer immer komplexer werdenden Welt bei kleinen und mittleren Unternehmen angekommen: gut beraten ist, wer immer wieder die Möglichkeit nutzt, die eigene Sicht der Dinge und die anstehenden Entscheidungen zu hinterfragen. Diese Möglichkeiten gibt es: 

WIE UNTERNEHMER DAS WISSEN ANDERER FÜR SICH NUTZEN KÖNNEN

Es gibt viele Quellen und Möglichkeiten, externes Know-How und Erfahrungen in die Prozesse der eigenen Entscheidungsfindung einfließen zu lassen. Hier eine Auswahl der wahrscheinlich wichtigsten:

1. EXPERTENWISSEN EINKAUFEN 

>> „Mittlerinstitutionen“ – z.B. Kammern, Arbeitgeberverband, Wirtschaftsförderung

Unternehmensberatung im klassischen Sinne gehört nicht zu den Leistungen dieser Institutionen, weil dieses schon aus Kapazitätsgründen nicht geleistet werden kann. Bei Kammern oder öffentlichen Einrichtungen der Wirtschaftsförderung erfolgt in der Regel eine eher generalistische, kostenfreie  Einstiegs-/Aufschlussberatung zur Klärung einer spezifischen Problemlage. Meist wird im Anschluss an einen Spezialisten verwiesen. Hier kommen dann i.d.R. Unternehmensberater ins Spiel, wobei konkrete Empfehlungen aus wettbewerbsrechtlichen Gründen häufig nicht erfolgen .

>> Unterschiedliche Arten der Unternehmensberatung

Die vermutlich verbreitetste Methode ist der (meist punktuelle) Einkauf von Unternehmensberatungen als Spezialisten. Hierzu gehören auch die in fast jedem Unternehmen benötigte Steuerberatung. Häufig werden hier auch über den Steuerfall hinausgehende Problemstellungen thematisiert.  Über kurz oder lang wird auch (Fach)anwaltliche Unterstützung in jedem Unternehmen erforderlich sein. Hier gilt übereinstimmend „Guter Rat ist teuer“. Tagessätze von 1200 € sind kein Einzelfall. 

2. POTENTIALE VON BESCHÄFTIGTEN HEBEN (SCHWARMINTELLIGENZ)

Unter Schwarmintelligenz versteht man die „Weisheit der Vielen“: es geht um eine sich mehr oder weniger selbst organisierende kollektive Intelligenz, die jenseits von Administration und Bürokratie eine Vielfalt von innovativen Ideen hervorbringen kann. Hierbei hat sich die Vermutung durchgesetzt, dass eine Gruppe i.d.R. klüger ist als ihr klügstes Mitglied. Dieses lässt sich nicht 1:1 auf den Unternehmensalltag übertragen, aber es spricht aber auch vieles dafür, das heterogene Wissen der Beschäftigten proaktiv für eigene Entscheidungsprozesse zu nutzen. Damit das funktioniert, müssen einige Bedingungen – gerade hinsichtlich der Unternehmenskultur -erfüllt werden:

  •  Jedes Schwarmmitglied sollte jederzeit über alle notwendigen Informationen verfügen.
  • Es braucht Instrumente, mit deren Hilfe die “nutzwertigen” Ideen einzelner Schwarmmitglieder aufgegriffen, gesichert und bei Bedarf zügig umgesetzt werden.
  • Die „schwarmintelligenten“ Beschäftigten braucht ein Leittier, welches die grobe Richtung vorgibt, das „große Ganze“ im Blick behält und im Notfall konkrete Kommandos gibt.
  • Der Zugewinn einer inhomogenen Gruppe ergibt sich aus den unterschiedlichen Denkweisen ihrer Mitglieder. Am besten achtet man auf einen guten Mix aus langjährigen und neuen, aus jungen und alten sowie aus männlichen und weiblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
  • Die Menschen in einer Gruppe müssen auch das gemeinsame Ziel erreichen wollen. Sie müssen ein gemeinsames Interesse haben

Wer Beschäftigte in Entscheidungsprozesse einbezieht, hat einen weiteren Vorteil:

Die Generation ab 1980 (Digital Natives) hat ein anderes Arbeits- und Problemlösungsverhalten als frühere Generationen: Interaktiver, schneller, teamorientierter. Eine Firma, die gute Fachkräfte gewinnen und an sich binden will, muss dieses berücksichtigen, indem sie einen entsprechenden Rahmen schafft.

3. DIE POTENTIALE ANDERER UNTERNEHMER HEBEN 

>> Brancheninterner Erfahrungsaustausch

Branchenverbände und -Innungen, gelegentlich auch große (Vor)Lieferanten organisieren sog.  “Erfa-Gruppen”, die sich in regelmäßigen Abständen treffen. Hierbei ist häufig problematisch, dass aufgrund von Wettbewerbssituationen oder wirtschaftlichen  Abhängigkeiten unter den Teilnehmern das Vertrauen fehlt und bei echten Problemlagen kein wirklich offener Gedanken- und Erfahrungsaustausch möglich ist.

>> Beiräte

Ein Unternehmensbeirat ist ein Gremium, das die  Geschäftsleitung und/oder die Gesellschafter eines Unternehmens unterstützt. Anders als bei gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollgremien gibt es für den Unternehmensbeirat keine gesetzliche Normierung. Der Beirat dient als Gesprächs- und Diskussionsforum für die Geschäftsführung und die Gesellschafter. Fragestellungen der täglichen Unternehmenspraxis aber auch spezielle Themen werden diskutiert. Die Beratung des Beirats kann sich auf alle Unternehmensbereiche beziehen. Sie umfasst sowohl den operativen Bereich (etwa Investitionen, Personalfragen, Marketing) als auch den strategischen Bereich (etwa Nachfolgeplanung, langfristige Unternehmensausrichtung, neue Produkt- bzw. Dienstleistungsfelder).

Beispielsweise sind im Kundenbeirat eine Gruppe ausgewählter Kunden vertreten, die dem Unternehmen Feedback geben und es aus Kundensicht beraten. Dieser Kundenbeirat macht stellvertretend für alle Kunden Vorschläge zu den Produkten bzw. Dienstleistungen des Unternehmens, kann aber auch Wandlungsprozesse im Unternehmen begleiten. Ein Kundenbeirat kann die bestehende Marktforschung und das Beschwerdemanagement ergänzen und erweitern und auch die Kundenorientierung eines Unternehmens positiv beeinflussen. 

Neben Wissensgewinn und Entscheidungshilfe spielt hier auch die Signalwirkung in Richtung der Absatzmärkte eine wichtige Rolle. 

Institutionelle Beiräte erfordern nicht unerhebliche Betreuung und Pflege und sind in der Regel aufgrund hoher interner und externer Kosten recht teuer.

>> Branchenübergreifender Erfahrungsaustausch 

Stellen Sie sich vor, Sie müssen eine wichtige Entscheidung treffen und stehen dabei nicht allein da.  Was in Institutionen oder großen Unternehmen unter dem Stichwort “kollegiale Beratung” durchaus zur Normalität gehört, ist auch für KMU-InhaberInnen und GeschäftsführerInnen mit einer TAB Mitgliedschaft nutzbar: Der regelmäßige Austausch von Unternehmern aus dem Mittelstand zu aktuellen Entscheidungen oder zur strategischen Ausrichtung. Diese einzigartige Kombination aus regelmäßigen Treffen in branchenübergreifenden Unternehmerboards, Business-Coaching und Management-Tools vereint die Vorteile der einzelnen Instrumente und vermeidet ihre  spezifischen Nachteile.

 

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